Aus meiner Beratungspraxis II

Stress während der Aus- und weiterbildung

Geschäftsmann schaut in die Ferne und sehnt sich nach seiner Berufung

Zweifellos haben wir heute mit mehr Stress zu kämpfen als früher. Die Menschen in unserem Kulturraum sind dünnhäutiger geworden, haben mehr Zukunftsängste und sind anfälliger für Konflikte. Im Gleichschritt mit den zunehmenden Belastungssituationen am Arbeitsplatz steigt der Leistungsdruck bei den Auszubildenden.

Guter und schlechter stress

Distress ist ungesunder Stress, während der Begriff Eustress für gesunden Stress steht. Eustress kann uns motivieren und leistungsfähiger machen. Distress hingegen entsteht, wenn die Belastungen die eigenen Ressourcen übersteigen. Hält dieses Ungleichgewicht über längere Zeit an, entwickelt sich ein Erschöpfungszustand, den man auch Burnout nennen kann.

pandemie

Die Corona-Krise verlangt den meisten Menschen derzeit enorme psychische Anpassungsleistungen ab. Die Ungewissheit zehrt an der Geduld, man empört sich rasch und Fernunterricht und Homeoffice führen zu Spannungen. Neben dem Lernaufwand in der Aus- und Weiterbildung müssen neue Strukturen aufgebaut und Abläufe angepasst werden. Der Fernunterricht vermindert das Bezogensein aufeinander und lässt bei den Teilnehmenden auch keine Rollenexploration und Wir-Gefühle, zum Beispiel durch gemeinsame Erlebnisse oder Entlastungsjammern zu.

umgang mit stress

Es ist eine fatale Kombination, wenn sich eine hohe Leistungsorientierung (Perfektionismus) mit Existenzängsten (Angst vor Arbeitslosigkeit) paart. An erster Stelle steht deshalb die eigene Wahrnehmung der Situation. Hier entscheidet sich bereits, welche Folgen anschliessend im Körper ablaufen. Solange man abends gut abschalten kann und morgens gern wieder hingeht, ist die Beanspruchung unbedenklich. Wenn der Stress an unsere Türe klopft, haben wir die Freiheit zu entscheiden, ob wir ihn hereinlassen, denn unsere Türe geht nach innen auf. An zweiter Stelle steht Gelassenheit, die für viele eine echte Herausforderung darstellt. Dazu helfen Selbstorganisation, Abschalt-Rituale, Atemtechniken, Autosuggestion und mentale Trainings. Und schliesslich hilft die soziale Unterstützung. Wichtig ist, dass man sich öffnet und darüber spricht. Wer sich zurückzieht und im Stillen leidet, wird den negativen Stress nicht in positive Aktionen umlenken können. Ich empfehle, auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung zu achten und einem Hobby als Ausgleich nachzugehen. Besonders wichtig ist, Ruhe- und Entspannungsphasen nicht mit Aufgaben zu füllen. Eine Hilfreiche Seite ist https://stressnostress.ch/.

prioritäten richtig setzen

Kein Aus- oder Weiterbildungsabschluss ist es wert, auf Dauer zu leiden. Gesundheit kommt stets vor Arbeitsmarktfitness. Eine neue Stelle zu finden ist aktuell schwierig und sich von seiner Wunschausbildung zu verabschieden, schränkt die Perspektiven ein. Deshalb entscheiden sich viele dafür, einfach durchzuhalten. Nicht immer eine gute Idee, weil das langfristig auch krank machen kann. Ein Gespräch mit einer Fachperson kann helfen, die Prioritäten richtig zu setzen.


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